Wohnkomfort auf der Teppichetage
Wohnlich, weich, wärme- und schallisolierend: Teppichböden sind besser als ihr Ruf. Haus & Garten sagt, wie Sie den richtigen Spannteppich für Ihr Zuhause finden.
Inhalt
Haus & Garten 01/2011
06.03.2011
Letzte Aktualisierung:
08.03.2011
Sabine Knosala HG
Spannteppiche haben gar kein gutes Image: Sie seien Staubfänger, ein Nährboden für Milben und altmodisch noch dazu. Stimmt nicht, wie neue Erkenntnisse zeigen: Zwar bindet der Teppichboden tatsächlich Staub, jedoch im positiven Sinne.
Die Fasern halten den Staub bis zum nächsten Staubsaugen fest. Staub auf Hartbodenbelägen wird dagegen bei jedem Luftzug neu aufgewirbelt. Dadurch ist der Staubgehalt in der Luft in Räumen mit Teppich gerin...
Spannteppiche haben gar kein gutes Image: Sie seien Staubfänger, ein Nährboden für Milben und altmodisch noch dazu. Stimmt nicht, wie neue Erkenntnisse zeigen: Zwar bindet der Teppichboden tatsächlich Staub, jedoch im positiven Sinne.
Die Fasern halten den Staub bis zum nächsten Staubsaugen fest. Staub auf Hartbodenbelägen wird dagegen bei jedem Luftzug neu aufgewirbelt. Dadurch ist der Staubgehalt in der Luft in Räumen mit Teppich geringer als in solchen mit hartem Bodenbelag.
Milben mögen Temperaturen über 21 Grad und eine Luftfeuchtigkeit über 50 Prozent – Bedingungen, die sie vor allem in Matratzen finden. Vorsicht ist einzig für Hausstaubmilben-Allergiker geboten (siehe Tipps unten).
Isolierend, fusswarm und komfortabel
Doch der Teppich hat noch mehr zu bieten: Er ist lärmisolierend – ein Vorteil, gerade bei Kinderzimmern, Holzstiegen und Treppenhäusern. Er hilft in doppelter Hinsicht Energie zu sparen: Einerseits wirkt er isolierend, andererseits sind Teppichböden fusswarm.
Dadurch müssen Räume mit Teppich weniger stark geheizt werden als solche ohne. Und dank der weichen Oberfläche ist der Gehkomfort auf Teppichböden auch besser als auf hartem Untergrund. Zudem rutscht man auf Teppichböden weniger schnell aus.
Spannteppich ist meist in Breiten von vier oder fünf Metern erhältlich. Daneben gibt es auch Teppichplatten zu kaufen. Diese bieten zusätzliche Gestaltungsmöglichkeiten. Ein weiterer Vorteil: Bei einem Fleck oder Loch lassen sie sich leicht austauschen. Nachteil: Die Platten können sich nach oben biegen.
Bei der Wahl des Teppichs sind – je nach Beanspruchung – Material und Herstellungsart entscheidend (siehe unten). Auch die Farbe spielt eine wichtige Rolle: Ein heller Teppich lässt kleine Räume grösser erscheinen. Schmutz ist weniger schnell sichtbar, wenn man sich für einen melierten Teppich entscheidet.
Tipps für Allergiker
- Zu hohe Luftfeuchtigkeit in Räumen vermeiden.
- Teppiche mit dem GUT-Signet kaufen. Sie sind auf Schadstoffe geprüft.
- Kurzflorige und dichte Teppiche kaufen.
- Teppichböden häufig bei offenem Fenster und geschlossener Tür mit einem Staubsauger mit Hepa-Filter saugen. Allergiker sollten diese Arbeit andern überlassen.
- Filter und Staubsaugersack regelmässig wechseln – auch wenn er noch nicht voll ist.
- Personen mit Milbenallergie sollten im Schlafzimmer auf Teppiche verzichten. Von Milbentests und Anti-Milbenmitteln rät das Schweizerische Zentrum für Allergie, Haut und Asthma (aha!) ab.
- Weitere Informationen: www.ahaswiss.ch
Unterschiedliche Herstellungsarten – Verschiedene Oberflächen
Schlingen
Die Fasern werden als Schlingen auf dem Trägergewebe befestigt. Dadurch erhält der Teppich eine eher rustikale Optik und ist strapazierfähiger als Velours. Schlingenteppiche bestehen aus Synthetik, Wolle oder einer Mischung daraus.
Sie sind für alle Wohnbereiche geeignet – auch für stark beanspruchte. Achtung: Katzenhalter sollten keine Schlingenteppiche wählen, Katzen können sich mit den Krallen in den Schlingen verfangen.
Velours
Die Schlingen werden oben abgeschnitten. So entsteht eine samtige Oberfläche, die jedoch weniger strapazierfähig ist als Schlingenware. Veloursteppiche werden aus Synthetik, Wolle oder einer Mischung daraus hergestellt. Sie eignen sich für alle Wohnbereiche. Je länger die Fasern, desto besser die Schall- und Wärmedämmung.
Nadelfilz (Nadelvlies)
Als Nadelfilz werden übereinander-geschichtete Faserfilze aus Synthetik bezeichnet. Sie sind besonders strapazierfähig. Dank dem melierten Muster sieht man Schmutz nicht so schnell. Diese Teppichart ist sehr hart und daher eher für den Einsatz in Gewerberäumen vorgesehen.
Kugelgarn
Dieser textile Bodenbelag ist eine Schweizer Erfindung. Die Oberfläche besteht aus unzähligen synthetischen Faserkugeln. Kugelgarn ist sehr robust. Bei Flecken oder Löchern kann man dank der melierten Optik einfach ein Stück herausschneiden und es durch ein neues ersetzen. Auch Kugelgarn ist hart und daher für Gewerberäume geeignet.
Synthetik
Künstliche Stoffe wie Polyamid oder Polypropylen sind meist günstiger und haltbarer als Wolle: Die Fasern halten Belastungen länger stand, und die Farbe bleicht weniger schnell aus. Polyamid ist hochwertiger als Polypropylen: Es ist robuster, leicht zu reinigen, und Druckstellen – zum Beispiel von Möbeln – verschwinden schneller. Polypropylen wird vor allem bei sehr günstigen Teppichen verwendet.
Wolle
Sie wirkt besonders wärme- und schalldämmend. Wolle ist gut für das Raumklima, denn ihre Fasern nehmen Feuchtigkeit auf und geben sie wieder ab. Zudem ist Wolle leicht schmutzabweisend. Unterschieden wird zwischen der hochwertigeren Schurwolle, die vom lebenden Schaf geschoren wird, und Wolle vom toten Schaf.
Kokos/Sisal
Beide pflanzlichen Materialien sind antistatisch und sehr strapazierfähig, aber auch hart und rau. Sisal ist zudem klimaregulierend, schmutzabweisend und immun gegen Mottenfrass. Aufgepasst: Kokosfasern dehnen sich bei starker Feuchtigkeit aus und schrumpfen dann wieder. Als Folge können Wellen im Bodenbelag entstehen.
Auch die Rückseite des Teppichs ist wichtig
Schaumrücken
Er ist heute meist nur noch bei sehr günstigen Teppichen zu finden. Aus gutem Grund: Häufig zerbröckelt der Schaum mit der Zeit. Darunter leidet der Gehkomfort: Der Teppich haftet nicht mehr gut auf dem Boden und ist nicht mehr weich. Im Extremfall saugt man beim Staubsaugen die Schaumkrümel durch den Teppich hindurch.
Vliesrücken
Hochwertiger als Schaumrücken. Angenehm weich beim Gehen, wärme- und trittschallisolierend. Wird häufig aus Recyclingmaterial hergestellt und ist daher auch umweltfreundlich.
Gewebe- oder Textilrücken
Hier wird ein zweites Gewebe fest mit dem Teppich verklebt. Das macht ihn noch fester und hochwertiger als einen Vliesrücken. Teppiche mit Geweberücken werden häufig im Gewerbebereich eingesetzt.