So viel Sofa gibts für 2000 Franken
Haus & Garten machte sich auf die Suche nach Sofas, die drei Personen bequem Platz bieten und rund 2000 Franken kosten. Der Vergleich zeigt: Nicht alle Möbelhäuser können in dieser Preisklasse punkten.
Inhalt
Haus & Garten 01/2012
03.03.2012
Letzte Aktualisierung:
07.03.2012
Pirmin schilliger
Für die meisten Leute ist das Sofa der beliebteste Aufenthaltsort in der Wohnung. Doch wie viel Geld soll man dafür ausgeben? Günstige Sofas sind für weniger als 1000 Franken erhältlich, Luxussofas kosten hingegen mindestens einen fünfstelligen Betrag.
Haus & Garten hat sich in den grössten Möbelhäusern umgesehen. Ausgewählt wurde bei jedem einzelnen Anbieter jeweils jenes Sofa, dessen Preis am nächsten b...
Für die meisten Leute ist das Sofa der beliebteste Aufenthaltsort in der Wohnung. Doch wie viel Geld soll man dafür ausgeben? Günstige Sofas sind für weniger als 1000 Franken erhältlich, Luxussofas kosten hingegen mindestens einen fünfstelligen Betrag.
Haus & Garten hat sich in den grössten Möbelhäusern umgesehen. Ausgewählt wurde bei jedem einzelnen Anbieter jeweils jenes Sofa, dessen Preis am nächsten bei 2000 Franken lag. Dieser Betrag ist guter Durchschnitt: Zwei Drittel der Schweizer Konsumenten bewegen sich laut Marktforschungen nämlich in dieser Preiskategorie. Sie geben für ein Sofa zwischen 1000 und 3000 Franken aus.
Beim Rundgang wurde jeweils ein schlichtes Sofa für mindestens drei Personen gesucht. Dieses wurde dann auf seine Tauglichkeit geprüft (siehe separate Bewertungen).
Das war nicht immer einfach: Denn nach wie vor liegen ausladende Möbel im Trend. Sie sind breiter, als es für ein bequemes Sitzen notwendig wäre. Und häufiger anzutreffen als schlanke Sitzsofas sind – auch für 2000 Franken – mehr oder weniger pompöse Eckgruppen mit integrierter Liege.
Die Sofas der Anbieter im Detail
Lille von Micasa: Das Dreier-Ecksofa des Wohnprogramms Lille für 2399 Franken kommt im klassischen nordischen Design daher. Das Gestell ist aus massivem Eichenholz. Darauf liegt eine doppelte Polsterung aus einer elastischen Wellenfederung und einem Polyurethan-Schaumstoff. Dieser ist mit Wattevlies und Daunen abgedeckt. Bei den Bezügen aus Mikrofasern kann zwischen zwei Stoffqualitäten und sechs bzw. acht Farben gewählt werden.
Fazit: Ein bequemes Möbel, mit einer Einschränkung – für eine kleine Person ist die Sitzfläche mit 75 cm zu hoch.
Stockholm von Ikea: Das Dreiersofa Stockholm für 1999 Franken mag in seinem klassischen Design nicht sehr originell erscheinen. Doch an diesem mit Federn gepolsterten Sitzmöbel ist alles bequem, auch die Arm- und Rückenlehnen. In der Kollektion des schwedischen Billiganbieters ist Stockholm das Flaggschiff. Mit seinen Beinen aus massiver Eiche und dem robusten Leder strahlt es Gemütlichkeit aus. Zwar lässt sich kurzfristig nicht nachprüfen, ob wirklich stimmt, was der Möbelberater von Ikea den Testpersonen versprach: dass nämlich das Leder «würdevoll altern» wird. Doch auch ohne diese Garantie ist Stockholm ein überzeugendes Angebot.
Fazit: Für wenig Geld gibt es sehr viel Ledersofa, und zwar in erstaunlicher Qualität.
S-Gioa von Pfister: Das weisse S-Gioia für 1990 Franken wird zwar als Zweifersofa angeboten. Aber es ist mit einer Breite von 222 cm so grosszügig dimensioniert, dass drei Personen bequem Platz finden. Auf dem mit seinen glanzverchromten Metallbügeln leichtfüssig wirkenden Möbel sitzt es sich aber nur mit Hilfe von Rückenkissen wirklich bequem. Das kostet dann pro Kissen nochmals 129 Franken zusätzlich.
Fazit: Für relativ wenig Geld bietet dieses Sofa viel Sitzfläche auf einem robusten und gut verarbeiteten Leder.
Darwin von Interio: Die Eckgruppe Darwin für 1899 Franken ist zwar nicht elegant, sondern klebt mit den kurzen Füssen am Boden. Doch sie dürfte problemlos zu den verschiedensten Einrichtungsstilen passen. Sie setzt sich aus einem Zweier-Element und einem wahlweise rechts oder links ansetzbaren Liegeteil zusammen. Praktisch: Interio liefert auch die Informationen zum richtigen Gebrauch und zur Reinigung gleich mit.
Fazit: Das mit verschiedenen Kunstfaserbezügen lieferbare Möbel gehört trotz verstellbarer Rückenlehne nicht zu den bequemsten Sofas. Dafür ist es ideal, um mehr liegend als sitzend einen faulen Fernsehabend zu verbringen.
Loria von Möbel Fly: Das Sofa Loria für 1999 Franken scheint zwar bequem. Bei längerem Sitzen stellt sich jedoch heraus, dass die Bultex-Polsterung viel zu weich ist. Da hilft es auch nichts, dass es dafür fünf Jahre Garantie gibt. Zudem dürfte die Sitzhöhe von 84 cm kleinere Personen wenig begeistern. Bei den Bezügen aus Mikrofasern steht eine grosse Auswahl an Farben und verschiedenen Qualitäten zur Verfügung. Loria ist genau genommen ein Bettsofa, das sich mittels weniger Handgriffe entsprechend verwandeln lässt.
Fazit: Als Sitzmöbel kann es nur bedingt überzeugen.
Sarah von Conforama: Statt eines Dreiersofas erhält man hier in der anvisierten Preiskategorie die Eckpolstergruppe Sarah für 1995 Franken. Sie bietet sechs Personen Platz. Zudem lässt sich ein Teil der Eckpolstergruppe in ein Zweierbett verwandeln. Höchste Qualität darf man nicht erwarten: Der Bezug ist aus Leder-Look, sprich Kunstleder.
Fazit: Die Polsterung ist so weich, dass man beim Sitzen stark einsinkt. Bequem ist das bestenfalls für Leichtgewichte. Die beiden verstellbaren Kopfstützen sind wackelig und optisch gewöhnungsbedürftig.
ALR/Massimo von Toptip: Das Sofa des Typs ALR gehört zum Polsterprogramm Massimo und kostet in der schwarzen Lederausführung 2299 Franken. So richtig entspannt, mit den Füssen am Boden und dem Rücken an der Sofalehne, lässt sich darauf jedoch nicht sitzen. Selbst mit einem dazwischengeschobenen dicken Kissen bleibt die stützende Rückenlehne ausser Reichweite. Dafür könnte – bei einer Tiefe von 105 cm – eine vierte Person im Rücken der drei vorne Sitzenden noch bequem liegen. Die Proportionen sind zudem gewöhnungsbedürftig. Im Vergleich zur wuchtigen Vorderfront wirken die Seitenlehnen ziemlich schmächtig. Die grob verarbeiteten Ledernähte sind nicht gerade eine Augenweide.
Fazit: Dieses Sofa ist zum Abschlaffen und Sichhinfläzen geeignet, aber weniger zum Kaffeetrinken, Kuchenessen und Plaudern in gemütlicher Runde.
Die Stichproben in den grossen Schweizer Möbelhäusern zeigen: Die beste Adresse für Sofas in der Preisklasse von rund 2000 Franken ist Micasa. Hier finden sich viele gute Modelle. Gut vertreten sind in diesem Preissegment auch Interio und Ikea. Bei Conforama, Fly und Toptip bedeuten 2000 Franken bereits den obersten Bereich des Angebots. Die Auswahl ist auf diesem Preislevel nicht sehr gross. Dafür gibt es umso mehr Sofas, die deutlich günstiger sind.
Umgekehrt die Situation bei Pfister: Mit 2000 Franken in der Tasche müssen Käufer gezielt das unterste Preissegment ansteuern. Kaum Sofas für nur 2000 Franken sind bei Händlern von Designmöbeln zu finden.
Darauf müssen Sie beim Sofa-Kauf achten
- Funktion vor Design: Lassen Sie sich von einem schönen und modernen Design nicht blenden. Langfristig entscheiden Form und Funktion darüber, ob das Sofa ein Rückenkiller oder ein bequemes Möbelstück ist, an dem Sie lange Freude haben.
- Bedürfnisse: Überlegen Sie sich vor dem Gang ins Möbelgeschäft die nötige Grösse und Farbe und notieren Sie sich die Masse. Sondieren Sie Stilrichtung, Polsterung und Bezug. Das Sofa sollte schliesslich zu den anderen Möbeln und zu Ihren Lebensbedürfnissen passen. Haben Sie Haustiere, womöglich eine Katze? Dann ist Leder die falsche Wahl. In Frage kommt dann am ehesten ein Mikrofaserbezug.
- Probesitzen: Nehmen Sie sich im Möbelhaus genügend Zeit zum Probesitzen, denn Bequemlichkeit und Komfort sind am wichtigsten. Diese Fragen müssen Sie dabei beantworten: Werden Rücken und Becken gut abgestützt? Passt die Höhe der Sitzfläche? Man sollte die Füsse bequem am Boden abstellen können. Ist die Sitztiefe in Ordnung? Die Kniekehlen sollten nicht in die Vorderkante gepresst werden. Sind Arm- und Rückenlehnen sowie Polsterung angenehm? Die Rückenlehne, die idealerweise bis zu den Schultern reicht, sollte der Körperform angepasst sein und der Wirbelsäule besonders im Lendenbereich Halt bieten.
- Qualität: Wie ist das Sofa aufgebaut? Lassen Sie sich Gestell, Federung, Polsterung und Abdeckung erklären. Sind Nähte und Absteppungen sauber verarbeitet? Machen sie einen haltbaren Eindruck oder wirken sie verzogen oder schief? Ist die Rückseite des Sofas genau so sorgfältig verarbeitet wie die anderen Seiten?
Wichtig ist zudem die Qualität des Innenlebens: Bei guten Polstermöbeln besteht der Rahmen aus einem Hartholzgestell. Der Polsteraufbau ist aus einem Federkern und/oder Schaumstoff gefertigt. Beide Konstruktionen werden auf Gummigurte oder sogenannte Nosagfederung gesetzt.
Testen Sie die Polsterqualität: Einige Minuten sitzen, danach aufstehen: Sieht man den Abdruck, ist das Material minderwertig. Durch billiges Füllmaterial lässt sich zudem das Möbelskelett ertasten. - Lebensdauer: Achten Sie beim Stoffbezug auf die Deklaration. Wie vielen Scheuertouren hält er stand? Bei Flachgeweben sollten es mindestens 10 000 Scheuertouren sein, bei Velours (aufrecht stehende Faserenden) 20 000 Scheuertouren. Wie hoch ist der Lichtechtheitswert? Gut ist eine Note über 4. Wie hoch ist die Reibechtheit? Stufe 5 bedeutet «Sehr gut».
- Leder: Hier gilt der Grundsatz: Je hochwertiger und teurer, umso empfindlicher ist es meist. Beim naturbelassenen Anilinleder ist das Narbenbild deutlich zu erkennen. Das wirkt zwar warm, edel und anschmiegsam, ist aber nicht sonderlich strapazierfähig. Zudem ist Anilinleder anfällig für Ausbleichung und Schmutz.
Wenn das Sofa also intensiv benutzt werden soll, ist ein Bezug aus pigmentiertem Leder die bessere und auch günstigere Lösung. Pigmentiertes Leder zeigt nach der Oberflächenbehandlung wegen den aufgetragenen Farbschichten kein natürliches Narbenbild mehr.
So wurden die Sofas bewertet
Drei Laien bewerteten im Auftrag von Haus & Garten die Sofas. Das waren die Kriterien:
- Platzangebot: Note 6 gab es, wenn vier oder noch mehr Personen ohne Körperkontakt auf dem Dreiersofa Platz fanden. Note 5 gab es, wenn drei Personen auf dem Sofa frei nebeneinander sitzen konnten. Note 4, wenn sich drei Personen gleichzeitig nur knapp ins Sofa zwängen konnten.
- Sitzkomfort: Hier achtete die Testgruppe auf die Abstützung von Rücken und Becken, die Sitztiefe und die Polsterung.
- Verarbeitung/Material: Bei diesem Punkt standen Kriterien wie Aufbau des Gestells sowie die Qualität der Polsterung, der Federung und des Bezugs im Vordergrund.